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Unter der Überschrift „Polizeipräsident will größtes alternatives Kulturfestival Europas verhindern“, hat der Verein Kulturkosmos, der seit mehr als 20 Jahren das Fusions Festival in Lärz mit rund 70 000 Gästen organisiert, auf die Forderungen der Polizei nach mehr Sicherheit während der Veranstaltung reagiert. Die Veranstalter, haben bereits eine Petition gegen den geplanten Polizeieinsatz und für die Freiheit der Kunst geschaltet, die innerhalb weniger Stunden von über 30 000 Menschen unterzeichnet wurde. Unter anderem richtet sich die Petition gegen die Forderung der Polizei, während des Festivals mit einer mobilen Wache auf dem Gelände präsent sein zu wollen.
Die Polizei sieht die Sicherheit auf dem alten Flugplatzgelände nicht gegeben. Unter anderem würden Fluchtwege in den Hangars und eine Beschallungsanlage fehlen. „Die Sicherheit auf dem Festival wird neben dem professionellen Sicherheitsdienst von mehr als 10.000 Mitarbeitern und Helfern gewährleistet. Das entspricht einem Schlüssel von einem Mitarbeiter
auf sieben Festivalgäste – ein von keiner anderen Großveranstaltung in der Bundesrepublik auch nur annähernd erreichter Wert“, kontern die Veranstalter.
„Keine nachvollziehbaren Gründe“
Und weiter: „Nun verweigert der aus Kiel stammende, Neubrandenburger Polizeipräsident Nils Hoffmann-Ritterbusch, der seit über 20 Jahren gewachsenen und bewährten Veranstaltungs- und Sicherheitsstruktur, im Unterschied zu allen seinen Vorgängern, die Zustimmung.
Der erst seit 2016 amtierende Polizeipräsident fordert für das Kulturfestival nun eine eigens zu errichtende Polizeiwache mitten auf dem Festivalgelände. Darüber hinaus soll auf dem gesamten Festivalgelände eine anlasslose und verdachtsunabhängige Bestreifung durch uniformierte und verdeckte Polizeibeamte erfolgen. Für seine Forderung kann Ritterbusch-Hoffmann allerdings keine nachvollziehbaren Gründe oder Zahlen vorlegen. Die durch seine eigene Behörde veröffentlichten Bilanzen bezeichneten den Ablauf des Fusion-Festivals in den vergangenen Jahren als „ohne besondere Vorkommnisse“ [2018], „weitestgehend störungsfrei“ [2014, 2015] sowie „ruhig und erwartungsgemäß“ [2016].
Kein Wunder, blickt doch der Kulturkosmos Müritz e.V. auf über 20 Jahre der engen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit mir der örtlichen Polizei zurück, die immer zur Stelle war, wenn sie benötigt wurde. Die Polizei hatte schon immer bei konkreten Verdachts- oder Gefährdungsmomenten uneingeschränkten Zugang auf das Festivalgelände.Diese gemeinsame Leistung von Behörden, Polizei und Veranstaltern wird ohne Anlass aufs Spiel gesetzt, indem unsere erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit nun einseitig durch Herrn
Hoffmann-Ritterbusch aufgekündigt wird“, sagt Martin Eulenhaupt, Vorstand des Kulturkosmos Müritz e.V.
Während sämtliche zuständige Ämter und Behörden, wie jedes Jahr konstruktiv mit dem Kulturkosmos zusammenarbeiten würden, sperre sich der Polizeipräsident gegen sämtliche Kompromissvorschläge der Veranstalters. So hatte der Kulturkosmos eigenen Angaben zufolge zur Beilegung des Konfliktes sogar die Einrichtung einer mobilen Polizeiwache in unmittelbarer Nähe des Festivalgeländes vorgeschlagen.
Freiheit der Kunst in Gefahr
„Die Philosophie des Fusion-Festivals baut auf der Freiheit der Kunst und der freien Entfaltung der Gäste auf. In 22 Jahren ist eine Struktur entstanden, die im Zusammenspiel von verantwortungsvollem Publikum und einer hohen Zahl von Mitarbeitenden eine bessere Sicherheitslage für alle Beteiligten schafft, als es hunderte Polizisten auf dem Gelände je
schaffen könnten“, sagt Suse von Essen vom Kulturkosmos. Dieses nachgewiesenermaßen erfolgreiche und effektive Modellprojekt ist ein Leuchtturm der offenen und liberalen Gesellschaft und sollte als solches gefördert statt angegriffen werden. Sollte sich der destruktive Kurs des Polizeipräsidenten durchsetzen, sehen wir keine Grundlage mehr, das Festival auch in den nächsten Jahren in Mecklenburg-Vorpommern zu veranstalten“, so Eulenhaupt abschließend. Dadurch sei auch das Theaterfestival at.tension in Lärz gefährdet.
Seit 1997 richtet der gemeinnützige Verein Kulturkosmos Müritz e.V. regelmäßig das Kultur- und Musikfestival „Fusion“ auf seinem Vereinsgelände in der Gemeinde Lärz im Landkreis
Mecklenburgische Seenplatte aus. Für sein vielfältiges kulturelles Angebot und seine friedliche Atmosphäre ist das Festival inzwischen international bekannt. Jährlich besuchen Ende Juni bis zu 70.000 Menschen aus über 70 Ländern das Festival und die Region. Dabei treten über 1.000 Künstler:innen und Künstlergruppen auf. Das Festival findet auf einem ehemaligen russischen Militärflugplatz statt, den der Verein in Eigenregie zu einer blühenden Kulturstätte des Landes verwandelt hat.
Der Veranstalter hat eine Sonderseite zur Thematik unter www.kulturkosmos.de geschaltet. Außerdem wird auf www.kulturkosmos.de/mitmachen zur Unterzeichnung einer Petition aufgerufen.
Foto: Archiv/Ole Steindorf-Sabath