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Die Zeit drängt: Nachdem der Vorschlag von Warens Bürgermeister Norbert Möller zur Zukunft der Warener Schulen von den Stadtvertretern abgelehnt wurde, hat die Verwaltung jetzt eine neue Variante präsentiert, und die orientiert sich an Ideen der CDU-Fraktion. Die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses gaben dem Vorschlag – wenn auch knapp – ihren Segen und gestern Abend auch die des Finanz- und Grundstücksausschusses.
Das letzte Wort haben die Stadtvertreter am 10. April. Dann wird’s aber auch Zeit, denn wenn Waren die in Aussicht gestellten sieben Millionen Euro Fördermittel erhalten will, muss dazu ein beschlossener Plan bis zum 11. April vorliegen.
Heute Abend stellt die FDP/MUG-Fraktion ihre Variante vor – ab 18 Uhr öffentlich in der Kegelbahn Reschke. Dabei geht es um die Möglichkeit, zwei neue Schulen für Waren zu bauen.
Zur Erinnerung: Die Stadt wollte für ingesamt 27,5 Millionen Euro die Käthe-Kollwitz-Schule am Standort des heutigen Hortes komplett neu bauen, was rund 13 Millionen Euro kostet, die Regionale Schule Waren West sollte für noch mal etwa 14 Millionen Euro saniert und erweitert werden. Bei 7 Millionen Euro Fördermitteln wären bei der Stadt rund 20 Millionen Euro „hängen geblieben“. Zu viel, wie FDP, MUG und auch die CDU meinten, denn ihrer Ansicht nach hätte die Stadt über Jahre dann keinerlei Spielraum für andere Investitionen mehr.
Doch Fakt ist: In die beiden Schulen muss dringend investiert werden. Zum einen, um die Inklusionsvorgaben umzusetzen, aber zum anderen auch aus Brandschutzgründen, denn die Vorschriften werden in der Regionalen Schule schon längst nicht mehr erfüllt. Beide Schulen brauchen zudem dringend mehr Platz.
In dieser Woche nun präsentierte die Verwaltung eine neue Variante, die sich an einem Vorschlag der CDU-Fraktion orientiert. Danach werden insgesamt rund 16 Millionen Euro ausgegeben – bei 7 Millionen Euro Förderung bliebe ein Eigenanteil von rund 9 Millionen Euro für die Stadtkasse.
Für das Geld sollen die beiden Schulen saniert und auf die Inklusion vorbereitet werden – ohne zusätzlichen Raumgewinn.
Und genau das erregt den Unmut von Eltern und Lehrern. So fordern die vereinigten Elternräte – Käthe-Kollwitz-Schule, Regionale Schule, Hort Waren-West, Kita-Elternrat Seenplatte – den Neubau von zwei Schulen, denn die jetzigen hätten ihre Lebenszeit überschritten. Der Neubau soll nicht in die Länge gezogen werden, sondern schnell erfolgen. „Kinder an öffentlichen Schulen müssen moderne Lernbedingungen bekommen“, so Anke Dörner vom Elternrat. Und sie machte eines auch ganz deutlich: „Es ist nicht die Aufgabe von Eltern, Fördertöpfe zu finden und Baubedingungen zu überprüfen.“ Die Stadtvertreter sollten mutig entscheiden, groß denken und Geld in die Hand nehmen, wenn es um die Zukunft der Warener Schulen geht.
Auch Sylvia Hänsel, Chefin an der Regionalen Schule Waren-West, hält die jetzt vom Bürgermeister vorgeschlagene und von der CDU favorisierte Variante für nicht geeignet, die Schullandschaft von Waren nachhaltig zu verbessern. „Diese Variante löst in keiner Weise unseren Raumbedarf. Und Platz brauchen wir dringend“, so Sylvia Hänsel. Immerhin müssten Schüler ihrer Einrichtung schon jetzt in Räumen des Gymnasiums unterrichtet werden, was ebenfalls Geld kostet. Lehrerin Hammermeister veranschaulichte, wie es in den Schulen der Weststadt aussieht: „Ich teile mir meinen Vorbereitungsraum mit den Reinigungskräften. Das ist weder für die Reinigungskräfte, noch für mich, noch für die Schüler gut.“
Nichtsdestotrotz entschieden sich die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses und des Finanz- und Grundstücksausschusses für den neuen Bürgermeister-Vorschlag. Sicher kann sich der Verwaltungschef dennoch nicht sein. Es bleibt also bis zum 11. April spannend. Wie es in Sachen Schulen weiter geht ist also nach wie vor offen.
Kommentar:
Das Thema Schulen in Waren erregt derzeit die Gemüter. Und zwar heftig. Es ist längst zum Wahlkampfthema geworden, auch wenn die Verantwortlichen immer wieder beteuern, dass sie das nicht wollen. Unabhängig davon, welche Variante jetzt die richtige für die Müritzstadt ist: Die Diskussionen, sowohl während der Ausschüsse als auch im Netz haben eines ganz deutlich gemacht: Die Stadt Waren hat jahrelang konzeptlos agiert. Hier mal ein paar tausend Euro für neue Fenster, da mal für ein Dach, und auf dem Papenberg auch mal ein paar Euro mehr.
Ein richtiges Schulkonzept auf viele Jahre hinaus, das man anhand der prognostizierten Schülerzahlen längst hätte erstellen müssen, fehlt. Ein Versäumnis, das man nicht den Stadtvertretern, die jetzt ad hoc entscheiden sollen, vorwerfen kann, sondern einzig und alleine der Verwaltung.
Ein Versäumnis, das der Stadt jetzt ordentlich auf die Füße fällt.
Das gilt auch für die fehlenden Informationen. Denn obwohl das Thema inzwischen in verschiedenen Medien permanent präsent ist, fühlen sich nach wie vor viele Einwohner uninformiert und überrumpelt. Das wurde bei den Ausschusssitzungen in dieser Woche wieder mehr als deutlich.
Aber: Es gibt in Waren zum Glück unglaublich engagierte Eltern und Lehrer, die nicht müde werden, ihre Argumente zu verteidigen und die gerade viel Freizeit im Einsatz für gute Bildung investieren. Und das lässt hoffen. Hoffen auf eine Lösung, die nicht nur aktuelle Missstände beseitigt, sondern auf viele Jahre moderne Bildung für Warener Mädchen und Jungen sichert – in großzügigen Räumen und mit der nötigen Technik. Antje Rußbüldt-Gest