Wer anscheinend keine Regeln mehr kennt und mehrfach Leute attackiert und verletzt, muss ins Gefängnis. Mit dieser bitteren Wahrheit muss sich auch ein 26 Jahre alter Mann aus Syrien jetzt abfinden (WsM berichtete) oder er legt Rechtsmittel ein.
Das Amtsgericht Neubrandenburg sprach den eher kleinen, aber sportlichen jungen Mann der mehrfachen gefährlichen Körperverletzung und der versuchten Erpressung schuldig. Der Zuwanderer – der lange in Friedland lebte und sich nach eigenen Angaben eigentlich fast immer nur verteidigt hatte – bekam zwei Jahre und neun Monate Freiheitsstrafe.
Damit hatten weder er, noch seine im Gerichtssaal sitzende deutsche „Verlobte“ gerechnet: Beide verbargen enttäuscht ihre Gesichter in ihren Händen, als Richterin Tanja Krüske die Strafe und das Urteil begründete. „Sie haben innerhalb kurzer Zeit ein erhebliches Gewaltpotential aufgebaut“, fasste die Richterin alle Straftaten zwischen Februar und Oktober 2017 zusammen.
Der schwerste Fall ereignete sich in Neubrandenburg an der Kreuzung am Pferdemarkt, wo der Ring verläuft. Dort waren der Zuwanderer und seine Freundin im Februar vor einem Jahr auf andere Zuwanderer getroffen, von denen er einige durch Drogenhandel kannte. Kurz zuvor hatte der Syrer gerade eine Geldstrafe wegen Hanfanbaus bekommen. „Das war kein zufälliges Treffen“, sagte die Richterin.
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er Verurteilte habe eine Teleskopschlagstock gezogen, auf der anderen Seite hatte ein Bekannter ein Messer in der Hand. Am Ende war der Syrer verletzt und auf der Gegenseite gab es drei Verletzte. „Auf offener Straße, mitten am Tag, mitten in der Stadt“, sagte Krüske. Solche Taten beeinträchtigten das Sicherheitsgefühl der Menschen generell.
Danach war für den Mann noch nicht Schluss. Er bekam heraus, wer der Polizei einen Tipp gegeben hatte, was seinen Hanfanbau betraf und bedrohte diese Männer, die ihm mehrere Tausend Euro geben sollten. Das klappte nicht. Im Flüchtlingsheim erhielt er Hausverbot, woran er sich aber nicht hielt. Als ihn Wachleute im Haus im Oktober stellten, kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung.
Wenige Wochen später misshandelte er seine deutsche Verlobte in deren Wohnung. Beide hatten Drogen genommen und dazu Whisky getrunken. Dann habe seine Freundin angefangen, „sich zu ritzen“, wovon er sie abhalten wollte. Seine Gewalttaten gegen die junge Frau seien aber „erheblich mehr gewesen, als dafür nötig gewesen wäre“, schätzte das Gericht ein. Weil die Friedländerin ihn auch wegen Vergewaltigung anzeigte, kam der Mann gleich danach in U-Haft. Seitdem ist er ohne Drogen klargekommen, sagt er.
Überhaupt sei er erst in Deutschland mit Drogen und Alkohol in Berührung gekommen. Als er dies erklärt, blickte nicht nur die Richterin skeptisch. Er gab zudem an, in Syrien Abitur gemacht zu haben. Auf die Frage nach einem Beruf, sagte er, er habe aktiv Fußball gespielt. Als die Richterin genauer nachfragte, hieß es, er habe in der Großfamilie gelebt, wo die Schwestern alle Lehrerinnen seien. Und eigentlich wollte er in Berlin Fußball-Profi werden, aber da habe man Jüngere gewollt.
Es könne sein, dass der Mann in Deutschland etwas „entwurzelt“ sei, meinte Krüske. „Es klingt aber eher, als hätten sie in ihrer Heimat eher das süße Leben genossen, statt sich eine tragfähige Lösung für ein Leben aufzubauen.“ Seine Erklärungen, dass die Untersuchungshaft eine Lehre für ihn gewesen sei und er nie wieder Drogen anrühren und straffällig werden will, nahm das Gericht hin.
Kurz zuvor hatte seine „Verlobte“ während des Prozesses noch ein Handy in einem Eimer auf der Männertoilette im Gericht versteckt. Plötzlich musste der 26-Jährige auch auf genau diese Toilette. Ein Justizangestellter fand das Handy aber vor dem Angeklagten und gab es der Staatsanwältin.