Schlagabtausch um eine Stelle in der Warener Stadtverwaltung: Seit knapp einem Jahr arbeitet in der Behörde eine so genannte Integrationslotsin. Sie kümmert sich gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen in der Stadt um die Flüchtlinge, hilft ihnen in vielen Belangen, soll aber vor allem dafür sorgen, dass die Integration schnell klappt.
Eingestellt wurde die Mitarbeiterin nach einer 20 000-Euro-Spende des Mecklenburger Metallgusswerkes, jetzt bat die Verwaltung die Stadtvertreter, die Stelle um ein Jahr zu verlängern. Kostenpunkt: Mehr als 35 000 Euro. Der Antrag ging durch, doch nicht ohne kontroverse Diskussion.
„Auch wenn die Zuweisungen in den vergangenen Monaten rückläufig waren, hat sich dennoch gezeigt, dass es gerade bei der Integration der Flüchtlinge täglich neue Herausforderungen gab und auch weiterhin geben wird“, heißt es aus der Stadtverwaltung. Die anstehenden Aufgaben seien alleine durch die Ehrenamtlichen nicht zu leisten, vielmehr wolle man die freiwilligen Helfer durch die Expertin in der Verwaltung auch motivieren.
Durch die Gesetzesänderung sei nach Auffassung von Bürgermeister Norbert Möller davon auszugehen, dass künftig mehr Flüchtlinge nach Waren kommen, denn sie müssten wieder in die Bundesländer zurück, in denen sie aufgenommen wurden.
Während die CDU-Fraktion normalerweise ziemlich geschlossen auftritt, scheint dieses Thema auch die Christdemokraten zu spalten. Norbert Jarchow (Foto links) jedenfalls sprach sich gegen eine Verlängerung der Stelle aus. „Wir verlangen seit langem ein tragfähiges Personalkonzept, stattdessen werden immer neue Stellen geschaffen. In einer Verwaltung mit rund 200 Mitarbeitern muss es möglich sein, diese Aufgabe ohne Neueinstellung zu lösen“, meinte Norbert Jarchow und bekam unter anderem Zustimmung vom FDP-Mann Toralf Schnur.
Der ging sogar noch weiter: „Die Stadt Waren gibt für die Sportförderung von 1000 Kinder 50 000 Euro aus und für die Integrationslotsin fast 40 000 Euro. Das kann nicht sein“, sagte er und fügte gleich hinzu, dass es sich wegen dieser Meinung nicht in die rechte Ecke stellen lasse, nur weil dem einen oder anderen seine Meinung nicht passe.
Bürgermeister Norbert Möller (SPD) hält Schnurs Aussage für unfair und nennt sie einen Vergleich von Äpfel und Birnen. Besonders entsetzt über diese Äußerung zeigte sich CDU-Abgeordneter Andreas Handy, der selbst in der Flüchtlingshilfe aktiv ist. „Das ist Wasser auf die Mühlen von NPD, AfD und Pegida. Ihre Behauptung, dass Flüchtlinge mehr bekommen als deutsche Staatsbürger ist haltlos. Damit haben Sie sich ein Eigentor geschossen.“
Das sieht auch SPD-Fraktionschefin Petra Klebba so, die noch einmal ausdrücklich die vielen ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer lobte. „Ich ziehe den Hut vor jedem einzelnen“.
Stadtvertreter Schnur hatte aber noch ein anderes Argument: „Wir unterstützen damit mal wieder den Rückzug des Landkreises, der eigentlich für die Integration sorgen muss.“
Letztendlich entschieden sich Warens Stadtvertreter, die Integrationslotsin ein weiteres Jahr zu beschäftigen.