Nein, über zu wenig Gäste können sich die Mitarbeiter des Warener Jugendzentrums „JOO“ nicht beklagen. Schon am frühen Nachmittag ist das moderne Haus an der B 192 gut besucht. Und viele von den Kindern und Jugendlichen, die sich an diesem Nachmittag mit Freunden im Zentrum treffen, können die Kritik, die es in der Öffentlichkeit seit einigen Monaten hagelt, nicht verstehen. „Es ist toll hier“, meint beispielsweise Lea.
Zuletzt hatten Eltern in einem Brief an „Wir sind Müritzer“ die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit des „JOO“ kritisiert (wir berichteten).
„Ja, dass wir noch keine eigene Homepage haben, ist nicht so günstig. Aber das wird bald kommen“, so Dietmar Henkel, in der Stadt Waren Amtsleiter für Soziales und damit auch zuständig für das „JOO“. Auch die personellen Probleme der vergangenen Monate will er nicht unter den Tisch kehren. Doch sind die Mitarbeiter nicht gegangen, weil die Bedingungen so schlecht waren, sondern aus privaten Gründen, wie er erklärt. Neues, gut ausgebildetes Personal zu finden dagegen sei sehr schwer.
Derzeit beschäftigt die Stadt drei Mitarbeiter für das „JOO“ sowie mit Kenny einen „Bufdi“, der also über den Bundesfreiwilligendienst angestellt ist. Außerdem wurde gerade eine Krankheitsvertretung ausgeschrieben.
Reicht die Zahl von Mitarbeitern bei 150 jungen Besuchern täglich, in den Ferien sogar 180? „Ja, die Kinder und Jugendlichen sind ja nicht alle gleichzeitig hier, sondern über den Tag verteilt. Aber ehrlich gesagt hatten wir vor der Eröffnung nicht mit so einer großen Resonanz gerechnet“, gibt Dietmar Henkel zu.
Die hohe Besucherzahl liegt aber auch den mehr als 30 Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund, die beinahe täglich ins „JOO“ kommen. Sie chillen wie selbstverständlich neben den einheimischen Jugendlichen, spielen gemeinsam Tischtennis, hören Musik, backen und kochen zusammen. Probleme gab es bislang keine. „Auch wenn es sprachlich manchmal hapert, sie verständigen sich eben mit Händen und Füßen. Das klappt. Ausländerfeindlichkeit oder andere Konflikte kennen wir hier nicht“, so Silke Jablowski als kommissarische Leiterin des Jugendzentrums.
Die Kritik am Jugendzentrum hat vor allem die Mitarbeiter getroffen, aber auch die regelmäßigen Besucher, wie Lea. „Die machen hier echt sehr viel für uns und reißen sich den Ar… auf“, bekräftigt die junge Dame, die sich ganz offensichtlich wohl fühlt im „JOO“. Während sie mit ihren Freunden Musik hört, versucht sich „Bufdi“ Kenny nebenan mit ein paar Jugendlichen an tollen Fotos, die später an der Wand erscheinen sollen. Einen Raum weiter fliegen Tischtennisbälle durch den Raum, Billardkugeln rollen und die Kakao-Maschine läuft fast ununterbrochen.
Die Rechner im Computerraum sind während der gesamten Öffnungszeit besetzt. Hier dürfen die Mädchen und Jungen spielen, haben aber auch Zugriff aufs Internet. Kontrolliert natürlich.
Ein Wucht ist die Küche. Von so einer Ausstattung träumen sicher viele. Und sie wird auch genutzt. Häufig zum Backen und regelmäßig für Kochkurse. Für die Zutaten sorgt die „Warener Tafel“. Gegessen wird dann natürlich auch gemeinsam.
Eine Etage höher sinkt der Geräuschpegel etwas. Im Radio-Studio ist nur an bestimmten Tagen etwas los, und der Fernseher nebenan, genutzt zum Wii-Spielen, hat wohl irgendein Wurfgeschoss nicht vertragen und muss ersetzt werden. Eine Tür weiter zwei nette Mädchen, die einen großen Raum mit Musikanlage und Riesen-Spiegel für sich allein haben und das offensichtlich auch genießen.
Wieder unten angekommen ist die „Hütte“ noch voller geworden. Die Kleineren machen sich früher auf den Weg nach Hause, die „Großen“ dürfen bis 20 Uhr bleiben und nutzen das auch gerne aus.
Was ihnen nicht am „JOO“ gefällt. „Die passen hier so auf, dass wir vor der Tür nicht rauchen. Das nervt“, meint René (Name v. d. Red. geändert). Das hat seinen Grund, denn vor allem die NPD und ihre Kameraden echauffierten sich in der Vergangenheit über Jugendliche mit Zigaretten vor dem Zentrum.
Verbieten bringt natürlich gar nichts. Jeder, der sich an seine Jugend erinnert, weiß das. Und so wird nach dem Winter ein Raucherpavillon entstehen, auch wenn die Mitarbeiter des „JOO“ immer wieder versuchen, die Mädchen und Jungen vom Nichtrauchen zu überzeugen.
Überzeugen müssen sie „ihr Publikum“ vom Jugendzentrum nicht. Das ist beliebt, wenn auch nicht jeder Kurs „überlebt“. „Wenn Dinge, die wir anbieten – es gibt natürlich ein umfangreiches Konzept – nicht angenommen werden, lassen wir sie auch. Wir richten uns nach den Bedürfnissen der jungen Leute und da muss man auch ein bisschen probieren“, so Dietmar Henkel.
Als nächstes „probieren“ die Mitarbeiter und ihre jungen Fans auf jeden Fall, wie sie die Öffentlichkeitsarbeit verbessern. Gemeinsam.