Der Jahresempfang in Röbel war schon immer etwas besonderes und vor allem beliebter als in anderen Städten der Müritz-Region. Auch der erste von Bürgermeister Andreas Sprick machte da heute Abend keine Ausnahme – locker, flockig, unterhaltsam und nicht so „gähnend“ wie manch anderer.
Die Aufmerksamkeit zog der Neue an Röbels Spitze gleich mal auf sich, als er erzählte, dass er in jenem Haus, in dem er heute Abend Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung empfing, vor mehr als 50 Jahren eingeschult wurde und dort zehn Klassen absolvierte. Ehemalige Klassenkameraden und sogar Lehrer begleiteten heute seinen ersten Neujahrsempfang an jenem Ort, an dem er einst über Formeln und Aufgaben brütete….
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Thema Schulen:
„An den Schulen unserer Stadt werden zur Zeit 911 Schüler in den Klassen 1 – 12 unterrichtet. Das seit längerem geplante NAWI-Haus, also der Bau eines separaten Gebäudes für naturwissenschaftliche Unterrichtsfächer auf dem Schulhof des Schulcampus, wird im Frühjahr begonnen und der abschließende Umzug muss in den Sommerferien 2018 erfolgen. Diese Baumaßnahme, mit einem Gesamtvolumen von 2,43 Millionen Euro, wird durch das Lands mit 1,62 Millionen Euro gefördert Mit dieser Baumaßnahme wollen wir erreichen, dass das ständige Pendeln der oberen Klassen zum Schulstandort auf dem Gildekamp ein Ende hat.“
Thema Geld:
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Im Frühjahr, aber weitgehend unbemerkt, wird auch eine Baumaßnahme beginnen, die durch die MEWA, also den Eigenbetrieb des Amtes Röbel-Müritz, durchführt wird. Es handelt sich dabei um eine neue Trinkwasserversorgung inklusive Pumpwerk und weiterer baulicher Nebenanlagen zwischen Gotthun und dem Standort in der Seebadstraße. Spätestens ab 2019 wird also Gotthuner Tiefenwasser aus den Röbeler Wasserhähnen fließen.Von großer Bedeutung sind darüber hinaus: Die städtebaulichen Entwicklung des Hafenquartiers, die mit einem Grundsatzbeschluss der Stadtvertretung zum Ende des vergangenen Jahres einstimmig auf den Weg gebracht wurde und – es war zu erwarten – für Diskussionen sogt.
Thema Wirtschaft und Tourismus:
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Thema Feuerwehr
„Diese außerordentlichen Leistungen werden in höchst zuverlässiger Weise von einem Team mit 41 Einsatz- und 6 Ersatzkräften ausgeführt. Froh stimmen mich die Zahlen unseres Feuerwehrnachwuchses. So hat die Jugendfeuerwehr 10 Mitglieder und die Kinderfeuerwehr, die so genannten Löschrabauken, 20 aktive Mitglieder. Stellvertretend für alle möchte ich mich bei den beiden Wehrführern, den Kameraden Danny Karnatz und Andreas Wilfert bedanken. Euch zollen wir alle im Saal höchsten Respekt, Dank und Anerkennung“, so Andreas Sprick.
Thema Vereine
Das tägliche Leben und das Zusammengehörigkeitsgefühl in einer Kleinstadt wie Röbel werden in einem hohen Maße durch die Arbeit in den Vereinen geprägt. Allen voran der TSV, im Übrigen der mit über 700 Mitgliedern größte Sportverein im Landkreis, der PSV, der Röbeler Seglerverein und der sehr aktiver Ponysportverein. Gerade diese Vereine leisten durch Ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen viel zum Thema Prävention.
Aber auch die Chöre, die Vereine der Senioren und Ruheständler, die Ortsgruppen des Anglerverbandes, die Vereine der Kaninchen- und Rassegeflügelzüchter leisten für Röbel einen nicht mit Geld aufzuwiegenden Beitrag zum Gemeinsinn. „Ich sichere euch auch in Zukunft meine volle Unterstützung zu“, versprach Andreas Sprick.
Und wie bei jedem Neujahrsempfang, sind auch in Röbel verdienstvolle Einwohner ausgezeichnet worden.
Für tolle Sanierungen gab es gleich drei Preis.
Platz 1: Straße des Friedens 5 mit den Bauherren Ines Schier und Waldemar Lass
Dieses Haus in der „bunten Stadt am kleinen Meer“ hat das Stadtmotto zum Gestaltungsprogramm erhoben. Mit den roten Ausfachungen zu den grünen Fensterumrahmungen haben sich die Bauherren mutig für Komplementärfarben entschieden. Ergänzt mit dem frischen Weiß zaubert diese starke Farbfreude ein Lächeln auf die Gesichter der Passanten. Viele bleiben stehen, um es auf sich wirken zu lassen und ein Foto zu machen.
Schon während der Sanierung stockte mancher Schritt. Denn das Bauwerk wurde bis auf das Fachwerkskelett freigelegt, um die notwendigen Reparaturen vorzunehmen. Ein erschütternder Anblick. Nichts für schwache Nerven. Dabei hatten früher die vorgesetzten Holzbretter der DDR-Scheinfachwerkfassade vor dem echten Fachwerk das Haus eher attraktiv erscheinen lassen. Mit der Sanierung des benachbarten „ältesten Hauses“ wurde es zur grauen Maus mit Hoffnungspotential degradiert. Als der andere Nachbar auch noch in neuer Gestalt erstand, wirkte es schon fast schäbig und die Bauschäden wurden immer deutlicher.
Nun sind alle Schäden verschwunden. Die Fenster wurden passend zum Alter des Fachwerkgebäudes gestaltet und erhielten wieder die für das 17. Jahrhundert typischen Bekrönungen. Auch die Haustür folgt der barocken Formsprache und nimmt mit den Kassettenrahmen das Weiß der Fenster auf. Das Dach wurde passend zum Fachwerk mit einer Bibereindeckung versehen. Der Dachgeschossausbau mit den hochwertigen, Schiefergedeckten Satteldach gauben rundet das Bild perfekt ab. Sehr liebevoll ist die ursprüngliche Achsigkeit des originalen Fachwerks wiederhergestellt worden. Der Stilbruch der zugemauerten Tüsche wurde beseitigt und im Erdgeschoss das sich nicht einfügende Fenster zurückgebaut Die passend gestrichene Holzverschalung zeigt die ursprüngliche Tüsche wieder auf und betont dezent diese bauliche Besonderheit.
Platz 2: Mühlenstraße 4 mit der Bauherrin Juliane Groß
In seiner alten Gestalt hat sich vielleicht mancher Betrachter gefragt, warum dies ein denkmalgeschütztes Haus ist. Ein hässlicher Keramiksockel und der fassadenverhüllende Rauputz gaben wenig Hinweise auf die verborgene Fachwerkschönheit Mit der Sanierung des Nachbarn wurden dann die gleichen Bauformen der Fensterformate, der Tür und des für Fachwerk typischen Absatzes in der Fassade schon deutlicher.
Die Sicherung des Denkmals erforderte zuerst die Dachsanierung. Mit der doppelten Biberdeckung war der Anfang gemacht. Dem folgte nun die denkmalgerechte Wiederherstellung der kompletten Fassade. Der fröhliche und doch dezente Farbklang rot-blau hebt das Haus von seinen Nachbarn ab. Das
Übertünchen des Fachwerkes mit „Ziegelrot“ war im 17. Jahrhundert ein gängiges Stilmittel, um ein Fachwerk zu einem fast Backsteinhaus aufzuwerten. „Steinreich“ waren eben die wenigsten Bauherren. So zeigen sich auch konsequent die übrigen Gestaltungsmerkmale etwas bescheidener und zurückhaltender als beim prunkvollen, größeren Nachbarn linker Hand.
Die in das Fachwerk gekonnt eingefügten Fenster und die neue, stilgerecht gestaltete Haustür haben deshalb gerade Rahmen erhalten. Diese wurden aber liebevoll profiliert. Die kleinen Details verleihen dem Denkmal eine schlichte Eleganz. Das nun dezent sichtbare Fachwerk rückt die Fassade wieder in harmonische Proportionen. Die Formate von Fenster und Tür sind nun schlüssig. Die fachwerktypischen Übergänge vom Erdgeschoss zum Obergeschoss und zum Dach wirken als schmückende Gliederung. Trotz der lebhaften Farbe wirkt die Fassade geradezu ruhig. Sie gibt dem Haus eine besondere Würde.
Platz 3: Roßstraße 7 mit den Bauherren Maria Sadra und Matthias Sadra
Es gibt in Röbel nur wenige historische Backsteingebäude. Noch seltener wird eine Backsteinfassade saniert, da die Dauerhaftigkeit des Materials dies nicht unbedingt erfordert. Die offensichtlichste Veränderung ist für die meisten Betrachter deshalb in den schönen und schlichten Holzfenstern gegeben. Sie sind tatsächlich mit Bogen und konsequent senkrechter Teilung ausgeführt. Die perfekten senkrechten Achsen werden dadurch betont.
Besonders im Vergleich zur ganz ähnlichen Fassade rechter Hand offenbart sich dann die sanierte Backsteinoberfläche. Von dem nun ebenmäßigen Backstein und Fugenbild heben sich die Schmuckfriese nun klar und deutlich ab. Der rhythmische Wechsel der roten und schwarzen Steine betont und gliedert die Fassade horizontal. Die gelungene Fensterteilung zum Oberlicht nimmt das Band auf. So ergibt sich mit einfachen Mitteln ein harmonisches Gesamtbild.
Ohne Irritation kann dadurch die senkrechte Dreiachsigkeit ihre ganze Kraft entfalten und lässt das Haus eindrucksvoll nach oben wachsen.
Abgerundet wird dieses Bild nicht nur von der liebevollen jahreszeitlichen Dekoration des Haupthauses sondern auch der Umgestaltung und Sanierung der rückwärtigen Nebengebäude. Der ehemals baufällige Stall an der Mauerstraße ist nicht wiederzuerkennen. Die geschlossene Backsteinmauer würde erhalten und mit Schmuckfries, geformten Balken und neuem Holztor passend ergänzt.
Bürgerehrung Heidrun und Frank Liebig
Die im Rampenlicht stehen, sind nicht immer – eigentlich eher selten – die, die den Laden am Laufen halten. Die, die die Arbeit machen. Die, die immer da sind. Auf die man sich verlassen kann.
So ist es auch beim Bund fiir Natur und Heimat Müritz-Elde e.V., kurz BNH genannt. Im Verein, der seit 27 Jahren in der Stadt Röbel seine Spuren hinterlässt, gibt es viele gute Geister, die sich um interessante Veranstaltungen, Führungen und Vorträge kümmern und so zum Kulturleben unserer Stadt beitragen. Ein ganz besonderes Highlight sind dabei immer wieder die Ausstellungen von Laienkünstlem, die mit viel Liebe und Einsatz das Kleinod Mühle in unserer Stadt ganz besonders beleben.
2016 feierte die Mühle, still und heimlich, ihr zehnjähriges Wiedererwachen mit Flügeln. Fast so lange, seit neun Jahren, kümmern sich die Mitglieder des BNH liebevoll um dieses Stück Regionalgeschichte, das weit über die Grenzen der Stadt bekannt geworden ist. Ehemalige Jugendherbergsschläfer, deren Kinder und Enkelkinder, GeoCacher, Fotofreunde, Entdecker der Seenplatten-Highlights, müde Wanderer, Radfahrer auf Abwegen, Kindergartengruppen zum Picknick, Schulklassen auf Klassenfahrt oder im Unterricht – schlichtweg alle, die das Besondere suchen und finden, kommen früher oder später an der Röbeler Mühle an. Und finden von Mai bis Oktober und oftmals auf Anfrage darüber hinaus, die Mühle offen.
Das alles ist dem Einsatz vieler fleißiger Helfer zu verdanken, denen an dieser Stelle allen gedankt sei. Aber ganz besonderer Dank gebührt zwei Menschen, die mit ihrem unaufgeregten, aber umso wirkungsvolleren Einsatz die Mühle erst zu dem Magneten machen, der sie ist.
Wenn es um die Vorbereitung der drei jährlichen Ausstellungen geht, liegt von der Kontaktaufnahme bis zur feierlichen Eröffnung die Verantwortung bei Heidrun Liebig. Wenn es um Schlüssel tauschen, Blumen für die Deko, Heranschleppen von Wasser zum Händewaschen oder gießen, um kaputte Glühbirnen tauschen und Bilder aufhängen geht, wenn der Seeadler vom Sommer – in das Winterquartier oder umgekehrt ziehen muss, wenn ein Fenster zu schließen vergessen wurde oder das Licht abends noch brannte – immer ist auch Frank Liebig zur Stelle.
Man sagt, hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau. Aber umgekehrt ist es auch so. Frank Liebig unterstützt seine Frau nicht nur, er ist so etwas wie der Hausmeister der Mühle geworden. Der Hausmeister macht das Haus heil, die Hausfrau macht es gemütlich. Also ein Team, das heute geehrt wurde.
Dass Heimatliebe nichts mit Geburtsrecht zu tun hat, merkt man spätestens, wenn Heidrun oder Frank Liebig anfangen zu reden. Das sächseln lässt der Sachse auch nicht nach 40 Jahren im tiefsten Mecklenburg. Ist nicht schlimm, nur komisch. Niemand weiß, wie viele Stunden unsichtbare Arbeit Heidrun und Frank Liebig in die Mühle gesteckt haben. Ich glaube, sie können gar nicht mehr unbeschwert durch Röbel fahren. Immer ist ein Auge, ein Gedanke bei der Röbeler Mühle. Also Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl im besten Sinne.
Heidrun und Frank Liebig tragen durch ihre Arbeit im Bund für Natur und Heimat zum bunten Bild der Stadt bei. Sie übernehmen als Röbeler Bürger Verantwortung für die Bewahrung der ganz eigenen Geschichte und ermöglichen durch ihren unermüdlichen Einsatz für die Röbeler Mühle, dass dieses Wahrzeichen der Stadt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, mit wechselvollen Ausstellungen lockt und zum Publikumsmagneten und touristischen Werbeträger geworden ist.
PS: Gänsehaut-Moment, als Musiker Matthias Kloß (oben links im Bild) am Flügel den Titel „I Giorni“ spielte und dazu Naturaufnahmen von Frank Liebig liefen.
Fotos und Zuarbeit: Stadt Röbel Müritz und A. B.