Der stellvertretende Landesvorsitzende der CDU Mecklenburg-Vorpommern und Bundestagsabgeordnete Eckhardt Rehberg verlangt nach den wochenlangen Querelen um die AWO in der Müritz-Region endlich personelle Konsequenzen und eine stärkere Kontrolle der Wohlfahrtsverbände durch das Land und die Kommunen. Außerdem werden die Ermittlungen jetzt wohl ausgeweitet, da inzwischen auch eine Anzeige gegen die jetzige Geschäftsführerin Simone Ehlert vorliegt.
„Der SPD-nahe Wohlfahrtsverband AWO versinkt im Strudel krimineller Machenschaften und finanzieller Ungereimtheiten. Leidtragende sind im Endeffekt die vielen engagierten ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die hervorragende soziale Arbeit leisten und dennoch um tarifliche Löhne streiten müssen.
Selbst SPD-Landtagsabgeordneter Dachner verlangt den Rücktritt seines Landtags- und Parteikollegen Rudolf Borchert, der dem AWO-Landesverband vorsteht. Die Forderung ist berechtigt, denn auch bei der AWO in Neubrandenburg scheinen merkwürdige Geschäftsgebaren zutage zu treten. Der Landesverband steht eindeutig in Verantwortung: Der SPD-Landesvorsitzende Erwin Sellering ist hier ebenso gefordert, Stellung zu beziehen und auf den Verband einzuwirken, die Vorfälle vorbehaltslos aufzuklären und überzogene Gehälter auf den Chefetagen zu unterbinden.
Die AWO hat in den letzten Jahren massive Förderungen der öffentlichen Hand erhalten, um diverse sozialgesetzliche Aufgaben für die Gesellschaft zu erfüllen. Für mich leitet sich daraus auch ein besonderer moralischer Anspruch ab, von dem die Akteure meilenweit entfernt zu sein scheinen. Wir brauchen in diesem Land eine stärkere Kontrolle durch die Kommunen und das Land. “, so Rehberg.
Jetzt auch die amtierende Geschäftsführerin angezeigt
Unterdessen ermittelt die Kriminalpolizei jetzt nicht mehr nur gegen Dr. Peter Olijnyk und Götz-Peter Lohmann, sondern auch gegen die derzeitige Geschäftsführerin Simone Ehlert. Ihr wird ebenso wie dem Ex-Geschäftsführer Peter Olijnyk Untreue vorgeworfen.
Die jetzige Chefin arbeitet seit über 20 Jahren bei der AWO Müritz. Sie soll von den überhöhten Gehaltszahlungen an Olijnyk und Lohmann gewusst, aber jahrelang geschwiegen haben.
Nach Informationen von NDR 1 Radio MV soll Simone Ehlert ebenfalls ein stattliches Gehalt beziehen, nämlich rund 100 000 Euro im Jahr. Ihr Vorgänger Olijnyk brachte es auf rund 150 000 Euro brutto.
Die jetzige Anzeige kommt vom Vorsitzenden des Elternrates einer AWO-Kita, Monty Schädel. Der Jabeler Elternrat verlangt seit Monaten Aufklärung über die Zusammensetzung der Kita-Kosten, hat bislang aber keine Informationen darüber erhalten. Der Elternrat geht davon aus, dass Mittel, die für Kitas und Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden sollten, wissentlich zweckentfremdet wurden. Wir berichteten bereits, siehe: http://www.wir-sind-mueritzer.de/allgemein/mueritzer-awo-affaire-zieht-weite-kreise-auch-eltern-klagen-an/
Mehr Kontrolle sowie Schulungen für Vorstandsmitglieder
Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Manfred Dachner aus Neubrandenburg verlangte von seinem SPD-Landtagskollegen Rudolf Borchert in dieser Woche, die politische Verantwortung zu übernehmen. Borchert ist Landesvorsitzender der AWO Mecklenburg-Vorpommern. Dachner forderte ihn nun zum Rücktritt auf. Borchert selbst hat nach eigenen Angaben jedoch von den „Machenschaften“ bei der AWO Müritz nichts gewusst.
Um überzogene Gehaltszahlungen künftig auszuschließen hat der Landesvorstand in dieser Woche beschlossen, künftig alle Arbeitsverträge von Geschäftsführern bei der AWO zu prüfen, wie Landesgeschäftsführer Bernd Tünker erklärte. Außerdem sollen die ehrenamtlichen Vorstände besser auf ihre Arbeit vorbereitet werden. Dazu will der Landesvorstand Schulungsprogramme entwickeln. Schließlich soll es bundesweit einheitliche Vergütungsempfehlungen vom Bundesverband der AWO geben. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich bereits damit.
Neben den horrenden Gehaltszahlungen an Ex-Geschäftsführer Peter Olijnyk hat der einstige Vorstandschef der AWO-Müritz in neun Jahren rund 700 000 Euro kassiert, ohne dafür groß etwas geleistet zu haben (wir berichteten mehrfach). Die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg ermittelt bereits seit einigen Wochen und hat auch bereits die Geschäfts- und Privaträume der Beiden durchsuchen lassen