Ja, die AWO Müritz ist wirklich wohltätig. Zumindest einem gegenüber: Wie der Vorstand in einem offenem Brief an die Mitarbeiter jetzt bestätigte (der Brief liegt WsM vor) , hat der Vorstandsvorsitzende Götz-Peter Lohmann in knapp neun Jahren von der AWO-Service GmbH rund 700 000 Euro kassiert. Ohne, dass er dafür große „abrechenbare“ Gegenleistungen erbracht habe. Die Service GmbH hat es möglich gemacht, dass Lohmann trotz seines Vorstandsposten angestellt werden konnte, als sein Bundestagsmandat flöten ging.
Der Rest des Vorstandes wäscht in dem Brief seine Hände aber in Unschuld. Den Anstellungsvertrag mit Lohmann, der als Warener Bürgermeister wegen Stasi-Vorwürfen gehen musste und schnell als SPD-Bundestagsabgeordneter unter kam, habe der inzwischen geschasste Geschäftsführer Dr. Peter Olijnyk selbst ausgehandelt und unterzeichnet. Das entspreche zwar nicht der Satzung, sei aber passiert.
Die Vorstandsmitglieder entschuldigen sich in dem offenen Brief, dass auch sie den Inhalt des Anstellungsvertrages nicht kannten. Damit geben sie also zu, dass sie über viele Jahre ihrer vorgeschriebenen Kontrollfunktion– für die sie übrigens auch Geld bekommen – nicht gerecht geworden sind, was sie laut Gesetz auch haftbar macht.
Der Vorstand bedauert und möchte die AWO vor Schaden bewahren. Ob ihm das mit der jetzigen Informationspolitik gelingt, ist eher fraglich. Zwar wurden nun zumindest schon mal die Mitarbeiter informiert, Öffentlichkeit möchte man aber weiter nicht. Denn, und auch das ist unter den Mitarbeitern ein offenes Geheimnis, auch andere Vorstandsmitglieder sollen geschäftliche Beziehungen zur AWO gehabt haben und damit nicht unabhängig gewesen sein.
Unterdessen dauern die Ermittlungen der Neubrandenburger Staatsanwaltschaft gegen Dr. Peter Olijnyk wegen Untreue weiter an.
AWO-Mitarbeitern äußerten sich gegenüber WsM schockiert. Denn sie wissen, dass sie mit ihren Löhnen trotz sehr harter Abend am untersten Ende der Tabelle stehen.