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Wilde Jäger und Geschichten – Von Naturwundern in der Region

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ND1„Als die wilde Jagd über Moltzow hinwegfegte, verfing sich der Hinterhuf des Pferdes in der Krone einer großen Eiche. Der Jäger trieb sein Pferd an und es kam nach kurzer Zeit frei – seither wächst die Eiche aber schief.“
Dies ist eine von vielen Geschichten, die der Naturfreund Waldemar Siering auch in der Müritz-Region gefunden und in einem neuen Buch verewigt hat. Es heißt „50 sagenhafte Naturdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern“ und könnte getrost als Naturführer für ungewöhnliche Ziele dienen.
Mit der Eiche von Moltzow, der Eibe von Jabel, dem Rillenstein von Mollenstorf, den Ivenacker Eichen, der Kroneiche bei Röbel und dem größten Findling in Norddeutschlands in Altentreptow ist die Seenplatte gut vertreten.

„Ich habe solche Geschichten schon als Junge gesammelt“, sagte der 69-jährige Tierarzt. Rund 600 solcher Naturdenkmale sind in Mecklenburg-Vorpommern aufgelistet. „Das Schwerste an dem Buch war das Weglassen“, erklärte Siering, der 50 davon auswählte. „Bei der Arbeit, wenn ich mich mit Rindern oder Hunden beschäftigte, sind die Leute ins Erzählen gekommen.“ Und das hat Siering aufgeschrieben, fast wie Richard Wossidlo früher.

ND3So trug Siering Geschichten über die bekannten Kreidefelsen und die Feuersteinfelder auf Rügen zusammen, aber auch über den Gespensterwald Nienhagen bei Rostock und viele weniger bekannte Naturwunder. Dazu zählt der 1600 Tonnen schwere Findling Buskam, der vor Göhren auf Rügen aus der Ostsee herausragt. Er soll als Ausflugsziel für frisch getraute Hochzeitspaare von der Halbinsel Mönchgut gedient haben. Der Riesenstein aus Hammergranit war in der Bronzezeit auch als Kultstätte genutzt worden. Auch wenn es verboten ist, versuchen immer wieder besonders Wagemutige, ihn schwimmend zu erreichen.

Als „Riese an Land“ der etwas versteckt in einer Kleingartenanlage liegende „Große Stein am Klosterberg“ von Altentreptow. „Die Leute dort sollen mit dem Teufel in Streit geraten sein, weil ihre Kirche einen viel zu hohen Turm hatte“, erzählte Siering.
Der Teufel habe von Neubrandenburg einen Riesenstein geworfen, aber den Kirchturm verfehlt, so dass der „Große Stein“ am Klosterberg landete. Das Naturdenkmal beeindruckte auch Politiker so, dass sie den Findling 1915 zum „Bismarckstein“ erklärten.
Das Relief des Kaisers wurde aber 1959 auf Befehl der Staatssicherheit entfernt, nur die Spuren sieht man noch.

ND4Zu den fast unbekannten „Naturdenkmalen“ wird der Mollenstorfer Rillenstein gezählt, für den es mehrere Deutungen gibt. So könnte er zu Kulthandlungen benutzt worden sein oder aus einem Hügelgrab stammen. Auf jeden Fall dient er auch als Adresse weiß Siering: „Am Rillenstein.“ Der Suchende findet ihn ganz unspektakulär zwischen dem verfallenen Gutshaus und der Kirche zwischen drei Bäumen.

Mit dem Buch wird eine Lücke für Einheimische und Touristen geschlossen, sagte eine Sprecherin des Tourismusverbandes. Auf Messen werben die Fachleute derzeit selbst mit den „Sieben Naturwundern“ im Nordosten, wie Kreidefelsen, Wäldern und Seen. Wer auch Naturwunder entdecken will, die nicht jeder schon gefunden hat, der findet viele Anregungen.

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